Die Sache mit der Infektion berührt wieder den Punkt, dass das myranische Magiesystem auf einer so starken inneren Logik beruht, dass bestimmte Sonderfälle, die dem Balancing oder der Anpassung an den Hintergrund geschuldet sind, wie eine Störung wirken bzw. der Logik eher zuwider laufen. Das ist schade, aber Balancing und Hintergrund haben ja auch ihre Berechtigung, wobei sich vielleicht hier und da elegantere Lösungen finden ließen.
Mal ganz allgemein zur Neuauflage der myranischen Magie: Trotzdem das Buch nicht ganz billig ist und ich bereits die Erstauflage besitze, bereue ich den Kauf nicht. Es ist vollständiger und insgesamt doch so umfassend umstrukturiert und überarbeitet, dass es für mich durchaus einen Mehrwert hat. Ich bin auch sehr angetan vom völligen Verzicht auf Verweise auf die WdZ. An manchen Stellen dachte ich beim lesen aber schon "gut dass ich die alte Auflage auch noch hab"..
Allerdings finde ich die Neuauflage noch unzugänglicher als die alte, besonders für Neulinge in Myranor. Das beginnt schon mit den fehlenden Beispielen zu den einzelnen Beschwörungsformen, die ich jetzt nicht mehr brauche, aber früher häufig konsultiert habe. Dann gibt es ein paar Formeln, deren Effekt nicht zur Quellen/Instruktions-Kombo zu passen scheint und ausführlichere Erläuterungen benötigt hätten. Die wenigen aufgeführten Formeln sollten Spielern eine Orientierungshilfe sein und beispielhaft vorführen, wie die Kombos typischerweise eingesetzt werden. Einige Formeln tragen hier leider eher zur Verwirrung bei.
Bei der Generierung von magiebegabten Charakteren muss man sich selber durch diverse Fließtexte und Generierungsblöcke kämpfen. Ich bin großer Fan vom freien Professionssystem, aber da gehören für mich noch einige Hilfestellungen dazu. So muss man halt den beschreibenden Texten die Möglichkeiten der gewünschten Kultur bzw. Profession entnehmen und sich dann selber auf die Suche machen, durch welche SF sich diese ausdrücken lassen.
Auch hatte ich häufiger das Gefühl, dass es dem Band sehr gut getan hätte, wenn man nach den regeltechnischen Änderungen nochmal alle Fließtexte auf Stimmigkeit hin untersucht hätte. Z.B. scheinen die Aussagen zur Beherrschung bzw. die Beschreibungen von Beherrschungszauberern nicht zu den vorgenommenen Änderungen zu passen.
Und als letztes haben sich ein paar heftige, wirklich heftige Fehler bei den Abschnitten zu berühmten Vertretern der hohen Häuser eingeschlichen. Wurde da noch nach dem Lektorat wieder rumgebastelt?
Naja, wie gesagt, trotz aller Kritik finde ich die Neuauflage trotzdem gut. Aber es gibt durchaus noch Spielraum nach oben.