Nach der Lektüre des Bandes möchte ich zunächst mal Stefan Küppers, Arne Gniech und dem gesamten Tharun-Team ein ganz großes Lob aussprechen!

Nicht nur, weil darin deutlich erkennbar unglaublich viel Arbeit steckt (das ist auch bei vielen anderen DSA-Produkten der Fall), sondern weil es euch gelungen ist, ein dem heutigen DSA-Spielgefühl voll kompatibles Produkt herzustellen und gleichzeitig bruchlos an die alten Beschreibungen, v.a. der beiden DSA-Professional-Boxen, aber auch in vielen anderen Publikationen anzuknüpfen - man erkennt irgendwie alles wieder, was man vor Jahrzehnten geliebt hat, selbst die neu hinzugekommenen Elemente passen einfach genau dazu und man merkt dem Band deutlich an, dass Arnes Spielrunde sich seit dem Ende der 80er Jahre kontinuierlich Gedanken zu dieser 'verlorenen Welt' gemacht hat [anders als ihr ursprünglicher Autor HW, der zwar schon immer vor Ideen übersprudelte, aber leider fast nie etwas auch zu Ende dachte...] und der von Stefan im Vorwort benannte Respekt vor der Tradition ist überall zu erkennen. Besser kann man die Welt Tharun wohl nicht aktualisieren.

Zwei grundsätzliche Bedenken angesichts der Neuauflage der Schwertmeister-Reihe hätte ich allerdings vorzubringen, wobei ich den Machern sehr wünsche, dass sie für die heutige Spielergeneration keine Rolle spielen mögen:
- Der eine Punkt betrifft die Loslösung vom Superhelden-Konzept bzw. der vorläufige Verzicht auf das Thema der damaligen Tharun-Kampagne. Die Welt ist im Vergleich zu Aventurien oder Myranor dermaßen düster, dass es mir schwerfällt, überhaupt etwas 'Heimeliges' zu entdecken und das betrifft eigentlich alle ihre Aspekte. Für eine Kampagnenwelt im damaligen Sinne ist genau dies von Vorteil - diese in jeglicher Hinsicht menschenverachtende Despotie bekämpft man natürlich gern -, aber welche Helden (genauer: welche Spieler) können oder wollen in so einer Welt schon in dem Sinne heimisch werden, dass die dortigen Zustände irgendwann als normal empfunden werden?
- Das andere sind die Regeln. Die Schwertmeister-Boxen waren damals - entsprechend der in den 80ern noch üblichen hierarchischen Struktur der Spielregeln (bei DSA oder auch bei D&D) - auch eine Experten-Erweiterung jenseits des Abenteuer-Ausbauspiels. Bereits mit DSA2 wurden dann aber viele der Tharun/Professional-Regeln ins noch immer so genannte Basisspiel übernommen - heute weiß jeder, was eine Finte ist, weswegen ein guter Teil des von DSA-Professional damals ausgehenden Reizes mit den neuen Publikationen nicht bedient werden kann.
Ich selbst werde aus verschiedenen Gründen in absehbarer Zeit nicht in Tharun spielen (können), aber die nächsten Publikationen zumindest kaufen, sofern sie nicht in DSA5 erscheinen und wünsche euch bei den weitern Bänden eine ebenso glückliche Hand wie bei diesem und viel Spaß!
