Die Ikonen mit Euch!
In meinen bisherigen Coriolis-Runden zeigte sich, was ich beim Lesen der Regeln bereits vermutet hatte: Die Finsternispunkte kamen bei den Spielern nicht gut an. Kein Wunder, schließlich sind diese Punkte
- eine für den SL wichtige und knappe Ressource
- eine für die Spieler negative Ressource
- eine von den Spielern generierte Ressource
Diese Kombination bedeutet, dass jeder Reroll eines Spielers dem SL die Möglichkeit für Gemeinheiten eröffnet. Der SL ist auf die Rerolls angewiesen, um FP für seine NSC zu haben, daher vermieden meine Spieler soweit irgend möglich Wurfwiederholungen und andere FP-generierende Fähigkeiten.
Das gefiel mir nicht. Die Wiederholungswürfe sind wichtig und oft auch nötig, um auf gute Ergebnisse zu kommen. Gewisse Talente und Mystikerfähigkeiten werden auf Spielerebene unbeliebt gemacht, weil sie FP generieren. Die Spieler haben Angst vor FP und damit Angst vor dem SL, was nicht meinem Spielstil entspricht.
Während einer Numenera-Runde auf der HeinzCon fiel mir dann auf, wie ich das System "umdrehen" könnte, ohne es stark zu verändern: Bei Numenera teilt der SL Punkte aus, wenn er eine Situation verkomplizieren will, und die Spieler geben diese Punkte im Spiel für Erleichterungen oder gewisse Fähigkeiten aus. Quasi fast wie bei Coriolis, doch andersherum. Hier ist also meine kurze Hausregel:
Ikonenpunkte
- Ikonenpunkte (IP) sind eine Ressource, die als Pool der Spielergruppe zur Verfügung steht.
- Zu Abenteuerbeginn liegt eine kleine Menge Ikonenpunkte in diesem Pool, beispielsweise 1 IP pro Charakter.
- Ikonenpunkte stellen das Wirken der Ikonen dar, die um einen Ausgleich für das Wirken der Finsternis zwischen den Sternen bemüht sind.
- Wann immer ein Finsternispunkt generiert werden würde, geben die Spieler stattdessen einen IP aus.
- Wann immer der SL FP ausgeben müsste, generiert er stattdessen die gleiche Menge IP für den Pool der Spieler.
Das war es bereits, ganz einfach. Der regeltechnische Unterschied ist, dass nun der SL die "unendliche Ressource" hat und die Spieler nur eine limitierte Menge an Punkten besitzen. Vorher konnten die Spieler beliebig viele FP generieren und dem SL stand nur der limitierte FP-Pool zur Verfügung.
Der größte Unterschied besteht jedoch im Spielgefühl. Plötzlich trauen sich die Spieler, Punkte zu verbrauchen, da das nur ihren Pool reduziert und den SL nicht "stärkt". Wenn der SL IP generiert passiert zwar etwas Schlimmes, aber zugleich füllt sich der Pool der Spieler wieder auf - eine positive Sache für die Spieler. Als Ergebnis fließen die Punkte deutlich schneller, ohne dass sich jemand darüber ärgert. Die Spieler verbrauchen maßvoll ihre Punkte und sehnen vielleicht sogar Komplikationen herbei, damit ihre Punkte wieder aufgefüllt werden. An meinem Spieltisch funktioniert das Punkteschieben seit der Einführung dieser Hausregel deutlich besser.
Was meint Ihr, werte Kapitäne und Dschinne? Welche Erfahrungen habt Ihr mit der Finsternis zwischen den Sternen gemacht und wie gefällt Euch der Ansatz, das Punktesystem auf den Kopf zu stellen?
Immer eine Handbreit Vakuum unter dem Kiel!
Major Tom