Das Problem bei Russland habe ich eigentlich immer darin gesehen, dass es seit Peter I. zwar versucht hat, sich im europäischen Sinne zu modernisieren, das aber nie geschafft hat. In Russland ging der Feudalismus tatsächlich bis zu Oktoberrevolution.
Russland hat immer wieder brilliante Künstler und Wissenschaftler hervorgebracht, die große Menge des Volkes lebt aber in Armut. Im Grunde ist die Situation etwas vergleichbar mit dem heutigen Indien. Zudem haben die Russen ein riesiges Land, in dem sich aber noch immer wilde Turkvölker umhertummeln. Die Keimzelle des Reiches mag zwar recht zivilisiert sein, und es werden überall Kolonien hochgezogen und die Infrastruktur ausgebaut, um das Land regierbar zu machen, aber genau damit hat Russland gerade genug zu tun. Wladiwostok wurde 1860 gegründet, das ist ingame keine 30 Jahre her. Die reichen Rohstoffvorkommen Sibiriens müssen erst erschlossen werden. Außerdem braucht man eine Infrastruktur (Transsibirische Eisenbahn), um diese Rohstoffe ins Kernland zu bringen. Und von irgendwelchen wilden Tatarenhorden will ich mal gar nicht reden. Außerdem hat Russland häufig ausländische Experten angeheuert, z. B. Vitus Bering.
In der gegenwärtigen Situation wird Russland sich keine außerirdischen Kolonien zulegen, es sei denn, die kommen damit an Ressourcen, die sie sonst nicht bekommen können. Schließlich hat man sich gerade erst von Russisch-Amerika getrennt. Im eigenen Land gibt es aber noch viel zu tun. In Europa ist Russland sicher eine Großmacht, aber bedingt durch die Randlage (bis zum Nordischen Krieg hatte man keinen Zugang zur Ostsee) und das riesige Hinterland war man gezwungen, die eigenen Kolonisierungsbestrebungen nicht wie England, Frankreich oder Spanien per Schiff jenseits des westlichen Ozeans zu suchen, sondern zu Fuß vor der eigenen Haustür im Osten. Deshalb sind die russischen Kolonien auch nicht über den gesamten Erdball versprengt, sondern bilden ein zusammenhängendes Gebiet. Was für Russland den Vorteil hatte, dass sie man das Kolonialreich bis zum Zusammenbruch der UdSSR zusammenhalten konnte und auch heute noch den größten Teil der sibirischen Gebiete besitzt.
Um sich ein umfassendes Bild davon zu machen, wie damals die Situation in Russland war, lohnt es sich, Jules Verne zu lesen (Der Kurier des Zaren).
Nun zum technischen Aspekt: Da wir es bei Space 1889 mit Ätherflug zu tun haben, also einem Medium, das Licht und Gravitationswellen ausbreitet, durch das wir uns wie durch Wasser bewegen, besteht gar keine Notwendigkeit an Raketentechnik. Durch den Äther bewegt man sich mit Hilfe eines Ätherpropellers, ähnlich wie man sich mit einer Schiffsschraube durch Wasser oder einem Rotor durch Luft bewegt. Der Ätherpropeller wird, vereinfacht ausgedrückt, mit Solarenergie betrieben (allerdings nicht photoelektrisch, sondern durch Wärmewirkung), weshalb hier kein von außen zugeführter Energieträger notwendig ist. Das hat nur den Nachteil, dass die Sonnenenergie jenseits des Asteroidengürtels zu schwach wird, um damit den nötigen Dampf in den Kesseln zu erzeugen. Da wären natürlich Radionuklidbatterien oder zumindest schon mal Solarzellen, die einen Elektromotor antreiben, sicher günstiger, gibt es aber (noch) nicht.
Raumstationen an Lagrangepunkten sind sicher interessant, aber wozu eine Raumstation bauen, wenn man doch auf dem Planeten selbst landen kann? Selbst beim Gasriesen Jupiter kommen zumindest dessen Monde in Betracht. Ein weiteres Problem ist die Berechnung ohne Computer (ja, den gibt es auch noch nicht): Die Lagrangepunkte als n-Körper-Problem werden recht schnell kompliziert. Mit n=2 mag das noch gehen, aber ab n=3 wird es sehr kompliziert. Und da die meisten Planeten Monde haben, haben wir fast immer n > 2.