Deinen wunderschönen Spielbericht breche ich jetzt mal mit meinem Erlebnis vom Samstagabend. Dieser Abend war nämlich die "Rollenspiel-Hölle" auf Erden.

Ich habe lange hin- und herüberlegt ob ich diesen grandios schlechten Abend überhaupt hier darlegen möchte.... Schließlich aber habe ich mich doch dazu entschieden es zu tun. Schlechte Abende, wo mehrere negative Einflüsse zugegen sind, gibt es eben auch mal. Warum es gleich so schlimm sein musste, das weiß auch ich nicht. So schön und tiefgängig die Abende zuvor waren, so grausam war es dieses Mal.
Spielbericht vom 07. März 2015CharaktereNiping – Ein Zwerg aus den Blauen Bergen (Tims Charakter)
Wulferd – Ein Waldmensch aus der Nähe von Waldhall (Ninus Charakter)
Flori Rohbeere – Ein Hobbit-Gourmet aus Bree (Kathrins Charakter)
Skari Dregora – eine junge Nordländerin (16) aus dem Gundabadtal
Der Spielabend war aus meiner Sicht ein Reinfall und konnte nicht annähernd die Atmosphäre der vergangenen Spielsitzungen einfangen. Auch das Spielerische kam nicht über ein unterdurchschnittliches Niveau hinaus. Mehrere Faktoren sorgten für eine miese Stimmung am Spieltisch. Tim war krank und ständig auf Konfrontationskurs mit Ninu, der zuvor einen zehnstündigen Arbeitstag hinter sich hatte. Von Spielbeginn an war das Gähnen sein ständiger Begleiter. Einzig Kathrin versuchte in ihre Rolle zu kommen, was ihr auch recht gut gelang. Wäre sie nicht gewesen, hätte ich wohl den Abend frühzeitig beendet. Zum Spielverlauf werde ich nicht viel schreiben, da eigentlich nicht viel geschehen ist.
Die Charaktere (Niping, Flori, Wulferd und Skari) sind von ihrer "Zuflucht" ins Gundabadtal gegangen um einige Punkte abzugrasen, die sie auf einer alten Karte entdeckt hatten. Am Abend der ersten Nacht beobachteten sie vier schwer angeschlagene Orks, die sich ein kleines Lager eingerichtet hatten. Sie waren im Besitz einer großen Kiste, die zwei von den Orks bewachten. Da sich aber die Gruppe vehement weigerte sich die Kiste, natürlich durch einen Kampf, anzueignen, ließ ich die Orks kurzerhand weiterziehen. Wulferd bzw. Ninu wollte den Orks in den Rücken fallen, während sich Niping ständig (und Tim war fast schon militant dabei) auf seine schlechten Kampfkünste berief und den Kampf (immerhin hatte ich die "normalen" Orks schon drastisch abgeschwächt) mied. Somit entstand der erste Konflikt, getragen von Mittelerde in unser Wohnzimmer. Denn hier bekamen sich Tim und Ninu in die Haare. Ninu wollte die Orks nicht ziehen lassen; schon gar nicht mit dieser Kiste, die sie offenbar irgendwo gestohlen hatten. Flori war neugierig und hätte sich auch mit Gewalt Zugang zum Inhalt dieser Kiste verschafft. Ninu (und ich nenne jetzt die Namen der Spieler) gab nach und sie erstickten die Idee eines Überfalls im Keim. Somit war Tim der Gewinner und alle anderen schauten in die Röhre. Skari ließ ich absichtlich keine Stellung beziehen, da ich annehmen musste, dass diese Stellung sich ebenfalls im persönlichen Sinne festigen könnte. Also war sie diesen Abend mehr ein Statist als ein NSC. Schade.
Der nächste Streit ließ nicht lange auf sich warten. Ninu wollte die Spuren verwischen um den Orks keine Möglichkeit zu geben ihnen zu folgen, sollten sie auf die Idee kommen umzudrehen. Tim hielt diese Idee für Schwachsinn und der nächste Konflikt stand auf der Matte. Lange diskutierten sie darüber, wie gut Orks Spuren folgen könnten oder eben nicht. Also musste ich nochmal als Kindergartenleiter fungieren und nicht als Meister. Tim kam mir vor wie ein bockiges Kind. Als Ninu es auf sich beruhen lassen wollte, fing Tim immer wieder an und hackte weiter darauf herum, so dass ich dachte Ninu würde gleich ausrasten. Im letzen Moment bekam Tim aber noch die Kurve und entschuldigte sein Verhalten, was er mit seiner Grippeerkrankung begründete.
Meinen letzten Versuch eines Rollenspiels versuchte ich dann, in dem ich den Charakteren die Trolljäger Arlik und Rehan vorstellte. Auf diese beiden Brüder trafen sie in einer alten Ruinenstadt, die sie am Abend des nächsten Tages erreichten und untersuchten. Die Trolljäger stellten sich als sehr nette Genossen heraus. Gemeinsam lagerten die Charaktere am Feuer und erzählten sich Geschichten. Niping hingegen zog es vor, alleine zu bleiben und ein Buch zu lesen. Wieder keimte Unmut in mir auf. Er weigerte sich, sich am Feuer der Neuankömmlinge zu wärmen und blieb bockig weg. Selbst als Flori ihm Essen brachte und versuchte ihn zum Lager zu locken, kam nichts dabei herum. Die Trolljäger hingegen erzählten ihre Geschichten. Ihre Masche: Sie verfolgen Steintrolle während der Nacht und versuchen herauszufinden, wo sie ihren Hort haben; sofern sie überhaupt einen haben. Dann, wenn die Trolle weiterziehen, plündern die Trolljäger den Hort. Allerdings waren sie bisher nicht sonderlich erfolgreich. Von elf Trollen hatte lediglich einer einen Schatz versteckt, der sich allerdings als sehr wertvoll und üppig herausstellte. Mein letzter Versuch eines tiefgängigen Rollenspiels verlief sich allerdings auch im Sande. Mein Plan war, den Charakteren "kampfstarke" Begleiter an die Seite zu stellen und sie mit den Trolljägern auf Tour gehen zu lassen. Leider gelang mir das auch nicht. Zu gefährlich!

Kurz darauf beendete ich dann diesen aus meiner Sicht katastrophalen Rollenspiel-Abend.
Zukünftig werde ich auf müde und kranke Spieler verzichten und auch Kampfsequenzen werde ich in Fluchtsequenzen umschreiben müssen, wenn es so weitergeht. Und dabei spielt auch die enge Freundschaft untereinander keine Rolle. Ich persönlich verglich diese Sitzung mit meiner damaligen "Dienstagsrunde", wo Rollenspiel als reines DungeonCrawl verstanden wurde, alle nur den Werten auf ihren Charakterblättern Beachtung schenkten und wo auf ROLLENspiel so gut wie verzichtet wurde. Stimmung gleich Faktor 0!
Anfangs wollte ich gar nicht schreiben, aber ich dachte mir, warum soll immer nur das Positive hervorgehoben werden. Scheißrunden gibt es auch; so eine hatten wir eben heute. Zwar versuchte ich immer wieder Stimmung zu erzeugen, doch gelang es mir nur stellenweise. Der Agressionspool von Tim war noch lange nicht ausgeschöpft und Ninu hatte Probleme wach zu bleiben. Die ständigen Verbalattacken von Tim ließen ihn aber nicht einschlafen. Dieser hackte immer wieder auf längst vergangene Situationen herum. Als er merkte, dass sich mein Geduldsfaden kurz vor dem Reißen befand, ruderte er buchstäblich zurück, was er im Rollenspiel mit dem Verhalten von Niping unterstrich. Dieser zog sich ja, wie oben erwähnt, vom Geschehen zurück und schmollte. Einzig Flori bzw. Kathrin konnte mich überzeugen. Sie half mir dabei, die Stimmung zumindest ein wenig aufrecht zu erhalten. Ihren Hobbit hat sie wunderbar verkörpert. Als sie die Trolljäger kennenlernten, war Flori sehr neugierig und fragte den beiden Brüdern buchstäblich Löcher in den Bauch.

Auch als Arlik das Essen zubereitete wurden ständig Fragen gestellt; absolut liebenswürdig. "Verzeihung bitte, sind das da Frühlingszwiebeln oder schlechte Tomaten?" oder "Dürfte ich wohl eine Anmerkung zu Euren Kochkünsten machen?"
Am nächsten Tag benotete ich das Spiel für mich selbst mit einer glatten 5.